Du gehest in den Garten beten

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J. Mentzer, 1658-1734

Du gehest in den Garten beten,
Mein treuster Jesu, nimm mich mit.
Laß mich an deine Seite treten,
Ich weiche von dir keinen Schritt,
Ich will an dir, meim Lehrer, sehn,
Wie mein Gebete soll geschehn.

2. Du gehst mit Zittern, Zagen, Klagen
Und bist bis in den Tod betrübt.
Ach dies soll mir ans Herze schlagen,
Daß mir die Sünde so beliebt;
Drum willst du, daß ein Herz voll Reu
Mein Anfang zum Gebete sei.

3. Du reißest dich von allen Leuten,
Du suchst die stille Einsamkeit;
So muß auch ich mich wohl bereiten
Und fliehen, was mein Herz zerstreut.
Zeuch mich von aller Welt allein,
Daß nur wir zwei beisammen sein.

4. Du knieest und wirfst dich zur Erden,
Du fället aud dein Angesicht;
So muß die Demut sich geberden,
Drum bläh ich Staub und Asch mich nicht.
Ich lieg und schmiege mich mit dir
Als wie das ärmste Würmchen hier.

5. Du betest zu dem lieben Vater,
Rufst Abba, Abba wie ein Kind;
Dein Vater ist auch mein Berater,
Sein Vaterherz ist treu gesinnt.
Ich halte mich getrost an dich
Und rufe: Abba, höre mich.

6. Du greifst voll Zuversicht und Liebe
Dem Vater tief ins weiche Herz
Und schreist aus tiefstem Herzenstriebe;
Mein, mein, mein Abba himmelwärts.
Ach Glaub und Liebe sind mir not,
Sonst ist mein Beten alles tot.

7. Wie kläglich trägst du deinen Jammer
Dem höchsterzürnten Vater für!
Du klopfst mit einem starken Hammer
Um Rettung an die Gnadenthür;
So klag ich auch, was mich nur quält,
Und bitt um alles, was mir fehlt.

8. Geduldigs Lamm, wie hältst du stille
Und im Gebete dreimal an!
Dabei ist auch für mich dein Wille,
Daß ich soll thun, wie du gethan.
Gott hilft nicht stets aufs erste Mal,
Drauf wein und schrei ich ohne Zahl.

9. Dein Wille senkt sich in den Willen
Des allerliebsten Vaters ein;
Darein muß ich mich auch verhüllen,
Dafern ich will erhöret sein.
Drum bet ich in Gelassenheit:
Was mein Gott will, gescheh allzeit.

10. Obgleich die Jünger dein vergessen,
Gedenkst du doch getreu an sie;
Und da dich alle Martern pressen,
Sorgst du für sie mit höchster Müh.
Mein Beten bleibet ohne Frucht,
Wenn es des Nächsten Heil nicht sucht.

11. Nun du erlangest auf dein Flehen
Trost, Kraft, Sieg, Leben, Herrlichkeit;
Damit hast du auf mich gesehen,
Daß ich zur angenehmen Zeit
Auf ernstlichs Beten freudenvoll
Dergleichen Segen ernten soll.

12. Mein Jesu, hilf mir stets so beten,
Wie dein Erempel mich es lehrt,
So kann ich frei zum Vater treten
Und werde von ihms stets erhört,
So bet ich mich zum Himmel ein
Und will dir ewig dankbar sein.

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