Die Gedanken sind frei |
Aus fliegenden Blättern um 1780
Die Gedanken sind frei, Wer kann sie erraten, Sie fliehen vorbei, Wie nächtliche Schatten. Kein Mensch kann sie wissen, Kein Jäger erschießen Mit Pulver und Blei. Die Gedanken sind frei!
2. Ich denke was ich will | 3. Und sperrt man mich ein In finsteren Kerker, Ich spotte der Pein Und menschlicher Werke. Denn meine Gedanken Zerreißen die Schranken Und Mauern entzwei, Die Gedanken sind frei!
4. Drum will ich auf immer |
p class="colonne">Text und Melodie in "Lieder der Brienzer Mädchen", in Bern zwischen 1810 und 1820 gedruckt; oben ähnlich Hoffmann-Richters "Schlesischen Volksliedern", Leipzig 1842 | Text auf süddeutschen Flugblättern aus der Zeit zwischen 1780 und 1800. Der Grundgedanke ist schon in Freidanks mittelhochdeutscher Spruchdichtung "Bescheidenheit" (d. h. Bescheidwissen, Lebensweisheit) vom Jahre 1229 ausgesprochen: "Diu bant mac nieman vinden, diu mine gedanke binden". Walther von der Vogelweide (etwa 1170 bis 1230) singt: "Sind doch Gedanken frei", der österreichische Minnesänger Dietmar von Aist (12. Jahrh.): "Die Gedanken, die sind ledig frei" |