Der Winterabend |
Karl Gottfried von Leitner, 1800-1890
Es ist so still, so heimlich um mich. Die Sonn ist unten, der Tag entwich. Wie schnell nun heran der Abend graut. Mir ist es recht, sonst ist mir's zu laut. Jetzt aber ist's ruhig, es hämmert ein Schmied, Kein Klempner, das Volk verlief, und ist müd. Und selbst, daß nicht rassle der Wagen Lauf, Zog Decken der Schnee durch die Gassen auf. Wie tut mir so wohl der selige Frieden! Da sitz ich im Dunkel, ganz abgeschieden. So ganz für mich. Nur der Mondeschein Kommt leise zu mir ins Gemach herein. Er kennt mich schon und läßt mich schweigen. Nimmt nur seine Arbeit, die Spindel, das Gold, Und spinnet stille, webt, und lächelt hold, Und hängt dann sein schimmerndes Schleiertuch Ringsum an Gerät und Wänden aus. Ist gar ein stiller, ein lieber Besuch, Macht mir gar keine Unruh im Haus. Will er bleiben, so hat er Ort, Freut's ihn nimmer, so geht er fort. Ich sitze dann stumm in Fenster gern, Und schaue hinauf in Gewölk und Stern. Denke zurück, ach weit, gar weit, In eine schöne, verschwundne Zeit. Denk an sie, an das Glück der Minne, Seufze still und sinne, und sinne. |