Es lächelt der See, er ladet zum Bade (aus Wilhelm Tell) |
Friedrich von Schiller, 1803
Fischerknabe: Es lächelt der See, er ladet zum Bade, Der Knabe schlief ein am grünen Gestade, Da hört er ein Klingen, Wie Flöten so süß, Wie Stimmen der Engel Im Paradies. Und wie er erwachet in seliger Lust, Da spülen die Wasser ihm um die Brust, Und es ruft aus den Tiefen: Lieb Knabe, bist mein! Ich locke den Schläfer, Ich zieh ihn herein.
2. Hirte: | 3. Alpenjäger: Es donnern die Höhen, es zittert der Steg, Nicht grauet dem Schützen auf schwindlichtem Weg, Er schreitet verwegen Auf Feldern von Eis, Da pranget kein Frühling, Da grünet kein Reis; Und unter den Füßen ein neblichtes Meer, Erkennt er die Städte der Menschen nicht mehr, Durch den Riß nur der Wolken Erblickt er die Welt, Tief unter den Wassern Das grünende Feld.
4. Jägerliedchen: |
5. Barmherzige Brüder: Rasch tritt der Tod den Menschen an, Es ist ihm keine Frist gegeben, Es stürzt ihn mitten in der Bahn, Es reißt ihn fort vom vollen Leben, Bereitet oder nicht, zu gehen, Er muß vor seinen Richter stehen! Lob sei dem Herrn und Dank gebracht, Der über diesem Haus gewacht, Mit seinen heiligen Scharen Uns gnädig wollte bewahren. Wohl mancher schloß die Augen schwer Und öffnet sie dem Licht nicht mehr, Drum freue sich, wer neu belebt Den frischen Blick zur Sonn erhebt! Er muß vor seinen Richter stehen! |