O Gott, der du in Liebesbrunst

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Johannes Franck, 1618-1677

O Gott, der du in Liebesbrunst
Ganz gegen uns entbrennest
Und dich aus unerforschter Gunst
Selbst unsern Vater nennest,
Der du im hohen Himmel bist
Und alles siehst, was niedrig ist,
Auch uns selbst hast gelehret,
Wie man recht kräftig beten soll,
Gieb, daß der Mund dich Eifers voll
Von ganzem Herzen ehret.

2. Laß deines hohen Namens Ruhm,
Dem sich die Throne beugen,
Und dem der Engel Fürstentum
Pflegt Ehre zu erzeigen,
Vor dem sich Luft und Erdreich bückt
Und die erschrecklich Höll erschrickt,
Bei uns dreiheilig heißen.
Gieb reine Lehr, und hilf dazu,
Daß wir uns, großer Gott, wie du
Der Heiligkeit befleißen.

3. Vergönn uns, Herr, dein Gnadenreich
Auch noch in diesem Leben,
Bis daß wir dermaleinst zugleich
Mit dir in Freuden schweben.
Dein werter Geist, der wohn uns bei,
Daß unser Herz nicht irdisch sei;
Er schenk uns seine Gaben,
Daß wir in dieser Wanderzeit
Den Vorschmack süßer Ewigkeit
Und Himmelssehnung haben.

4. Herr, was du willst und dir gefällt,
Müß auch vollendet werden
Gleichwie in deinem Himmelszelt,
Also bei uns auf Erden.
Hilf, daß wir dir gehorsam sein
In Lieb und Leid, in Lust und Pein.
Laß uns, wenn du betrübest,
Bedenken, daß du, Herr, uns schlägst
Und es also zu machen pflegst
Mit denen, die du liebest.

5. Gieb uns heut unser täglich Brot
Und, was den Leib ernähret.
Wend ab die schwere Kriegesnot,
Die Leut und Land verheeret,
Daß wir gesund in Fried und Ruh
Das kurze Leben bringen zu,
Gesegn all unsre Sachen,
Treib Teurung ab und Pestgefahr,
Hilf, daß wir dir uns trauen gar
Und dich nur lassen machen.

6. Daß unser sündge Adamsart
Durch schreckliches Verbrechen
Gar oftmals ist dein Widerpart,
Wollst du, o Herr, nich rächen,
Gleichwie auch wir aus Herzensgrund
Denselben, die durch That und Mund
Uns Leid anthun, vergeben.
Herr, gieb uns einen sanften Geist,
Der auch denselben Guts erweist,
Die uns stehn nach dem Leben.

7. Verleih auch einen Heldenmut,
Wenn wir jetzt sollen kämpfen
Mit Teufeln, Welt und unserm Blut,
Hilf, daß sie uns nicht dämpfen.
Sei du der rechte Mittelsmann,
Und nimm dich unser treulich an,
Lehr unsre Arme kriegen,
Daß wir behalten Oberhand
Und, wenn der Feind ist übermannt,
Mit großen Freuden siegen.

8. Und weil in diesem Jammerthal
Nichts Gutes ist zu hoffen,
Weil nicht als Elend, Müh und Qual
Allhier wird angetroffen,
So steh uns in dem Unfall bei,
Und mach uns von demselben frei,
Bis daß die Zeit wird kommen,
Daß wir zu deiner Herrlichkeit
Aus sterblicher Beschwerlichkeit
Ganz werden aufgenommen.

9. Denn dein, Herr, ist das Reich und Thron,
Wir sind die Untersassen.
Es muß vor deiner Allmacht Kron
All ander Macht verblassen.
Ob alle Welt gleich wird vergehn,
Bleibt deine Kraft doch ewig stehn,
Lob, Preis sei deinem Namen.
Weil Jesus selbst so bitten heißt
Und uns die rechte Betkunst weist,
Sind wir erhöret. Amen.

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