Um Mitternacht |
Eduard Mörike, 1804-1875
Gelassen stieg die Nacht an's Land, Lehnt träumend an der Berge Wand, Ihr Auge sieht die goldne Wage nun Der Zeit in gleichen Schalen stille ruhn; Und kecker rauschen die Quellen hervor, Sie singen der Mutter, der Nacht, in's Ohr Vom Tage, vom heute gewesenen Tage. | 2. Das uralt alte Schlummerlied, Sie achtet's nicht, sie ist es müd'; Ihr klingt des Himmels Bläue süßer noch, Der flüchtgen Stunden gleichgeschwung'nes Joch. Doch immer behalten die Quellen das Wort, Es singen die Wasser im Schlafe noch fort Vom Tage, vom heute gewesenen Tage. |