Des Schneiders Feyerabend und Meistergesang |
aus Des Knaben Wunderhorn, I. Band
Und als ich saß in meiner Zell und schreib, Da kamen drey Beginnen So alte heil'ge Weib. Sie lasen mir vor Den schnellen grimmen Tod. Ich bin ein armer Schneider, Und leid' es wohl durch Gott, Da hatt ich armer Schneider Für sie und mich kein Brod.
2. Die Erste spann, den Faden dreht die Zweyt,
3. Und als ich hungrig saß in meiner Zell und schreib,
4. Die Erste trug ein Speer, | 5. Des zürnt die alte Katz und knappet mit der Scheer, Da steckt ich sie zum Fenster naus, Auf meinem guten Speer, Da las ich ihr vor: Dein schneller grimmer Tod, Trifft nicht mich tapfern Schneider, Ich fechte wohl um Gott, Wer giebt mir müden Schneider Zur Stärkung nun ein Brod.
6. Da reichte mir die Dritt das Lorbeerzweigelein,
7. Da trat in meine Zell ein schönes Jungfräulein,
8. Nun sitze ich in meiner Zell und sing |
9. Die Alte, die zum Fenster naus nun knappet mit der Scheer, Die ist der Werkstadt Zeichen, Lockt gut Gesellen her. Ich singe ihnen vor, Wie doch der grimme Tod Nur sey ein Bärenhäuter, Vor Sang und Streit, und Gott, Das bracht mich frommen Schneider Wohl wieder an das Brod. |